Das New Work Manifesto liefert ein umfassendes Verständnis des Neuen Arbeitens. Was sind die zentralen Werte und Prinzipien?
„New Work ist eine flexible, sinnorientierte Form der Zusammenarbeit, die dem Individuum im Team mehr Raum gibt, um die Zukunftsfähigkeit der Organisation zu stärken.“ Anhand dieser Definition von New Work wird deutlich, dass die folgenden Werte und Prinzipien auf drei Ebenen wirken: Individuum, Team, Organisation. Auch wenn dieser Aspekt selbstverständlich erscheint, so ist er das in der Praxis keineswegs.
Oft wird New Work in erster Linie als Regelwerk verstanden, das von der Organisation an die Mitarbeitenden kommuniziert wird und weder von Einzelnen noch von Teams gestaltet wird oder werden kann, sondern eher „befolgt“ wird. Tatsächlich jedoch bedeutet New Work in dieser Definition, dass Werte und Prinzipien im Individuum „aufgehen“ müssen. Nur so kann sich der ganze Mensch ins Arbeiten einbringen.
Teams können aus dieser freiwerdenden Gestaltungskraft heraus in einem sicheren und inspirierenden Teamumfeld performant und wirksam werden. Daraus resultiert, dass die Organisation als lernendes System ihre Anpassungs- und damit Überlebensfähigkeit stärkt.
Bei Frithjof Bergmann, der den Terminus der New Work in den 1970er Jahren prägte, geht es in erster Linie um die zentralen Werte Selbständigkeit, Freiheit und Teilhabe an der Gemeinschaft. Für uns ist in der Ära, in der wir leben, noch eine entscheidende Säule hinzugekommen: die der Chancenorientierung in unserer durch exponentielle Technologieentwicklung geprägten Welt.
Menschenzentrierung und Eigenverantwortlichkeit dagegen, zwei der in unserem co-kreierten New Work Manifesto zentralen Werte, fügen sich nahtlos in den Wertekanon von Bergmann ein. Es geht hier um grundlegende Voraussetzungen für motiviertes menschliches Handeln in der Arbeitswelt.
Menschenzentriertheit als Wert wird durch drei zentrale Prinzipien gestützt: Sinnstiftung auf der Ebene des Individuums, ein vertrauensvolles Miteinander auf der Team-Ebene sowie Förderung und Weiterentwicklung auf der Organisations-Ebene. In der VUCA-Welt des 21. Jahrhunderts ist Sinnstiftung besonders wichtig für die Reduzierung von Komplexität und Schaffung von Orientierung. Ein vertrauensvolles Arbeitsumfeld, auch geprägt von „psychologischer Sicherheit“, ist zudem die Voraussetzung für die heute von Organisationen so dringend benötigte Innovationskraft.
Beim Aspekt der Förderung als Prinzip der Menschenzentriertheit geht es in erster Linie um das Stärken von Stärken der Mitarbeitenden. Dies wird möglich, wenn Mitarbeitende ihre Talente innerhalb von Teams bestmöglich einsetzen und entwickeln können, und basiert auf mehr Kommunikation, mehr Feedback und mehr Empathie.
Der Wert der Eigenverantwortlichkeit wird auf der Individuums-Ebene gestützt vom Prinzip des Lernens, auf der Team-Ebene durch Gestaltungsspielraum und auf der Organisations-Ebene durch Flexibilität.
Der Anspruch der Eigenverantwortlichkeit stellt Mitarbeitende vor echte Herausforderungen. Unser Bildungssystem bereitet uns nicht ausreichend darauf vor, Freiräume aktiv, kreativ und zielführend zu gestalten. Auch Spaß an lebenslangem Lernen steht bei vielen Bildungsinstitutionen eher im Hintergrund. Im Kontext einer Welt, in der sich Anforderungen von Kund:innen rasant verändern und sich im Jahrestakt neue Jobprofile entwickeln, ist Lernen jedoch unabdingbarer Bestandteil der Neuen Arbeit.
Beim gestaltenden Aspekt geht es um die wichtige Erfahrung der Selbstwirksamkeit im Tun. Diese entsteht vor allem beim agilen Arbeiten im Sinne einer Greifbarkeit des eigenen Beitrags und Arbeitsfortschrittes. Darüber hinaus geht es bei der Gestaltung auch darum, durch Kreativität das eigene Arbeitsumfeld inhaltlich mitzugestalten.
Das Prinzip der Flexibilität bezieht sich auf die räumliche, zeitliche und ebenfalls inhaltliche Ausgestaltung der Arbeit. Auch hier kommen nicht alle Mitarbeitenden mit gewährten Freiräumen zurecht. Viele können beispielsweise hinsichtlich der geforderten digitalen Fähigkeiten nicht mit „Remote Work“ umgehen. Und auch außerhalb bestehender, im Anstellungsvertrag festgeschriebener Tätigkeitsbereiche eingesetzt zu werden, stößt vielfach auf Widerstand. All diese Aspekte sind jedoch spätestens seit COVID-19 zentrale Bestandteile von New Work.
Die dritte Wertesäule ist neu und erweitert die New-Work-Definition von Frithjof Bergmann. Chancenorientierung meint die notwendige Hinwendung zu den Möglichkeiten unserer Zeit. So vermeiden wir das Fliehen, Verdrängen oder Erstarren als neuropsychologische Reaktion auf die extreme Turbulenz unserer Welt. In Prinzipien übersetzt bedeutet dies auf der Individuums-Ebene Ambition, auf der Team-Ebene Unternehmertum und auf der Unternehmens-Ebene Messbarkeit.
In Bezug auf das Individuum braucht es ein Mindset der Offenheit und des ambitionierten Denkens in Dimensionen von 10x statt 10%. Dazu gehört der aktive Erwerb von Wissen über Möglichkeiten exponentieller Technologieentwicklung und die Assoziationsfähigkeit zu den gesellschaftlichen Megatrends. Zugleich geht es um die Bedeutung dieser Themen für unternehmerische Vorhaben, Geschäftsmodelle und Lösungen.
Will man Chancen erkennen und ihren Erfolg oder Misserfolg möglichst früh bewerten, kommt auch der Messbarkeit eine besondere Rolle zu. Insbesondere der „Traktion“, also der positiven Entwicklung unterschiedlicher Erfolgsparameter. Und gerade die Messbarkeit steht auch in einem wichtigen Bezug zum gestaltenden Prinzip und zur Eigenverantwortlichkeit.
Zusammenfassend halten wir fest: Ziel ist es, Einzelne wie Teams in die Lage zu versetzen, Arbeitsfortschritt und Marktresonanz als Teil des laufenden Arbeitsprozesses zu messen. Dies erlaubt, adaptiv zu reagieren, kreativ zu verändern sowie Chancen schnell und ressourcenschonend zu entwickeln. Bei der Übersetzung dieser besprochenen Werte und Prinzipien in die konkrete Arbeitspraxis helfen dann die im Manifesto formulierten Leitlinien.
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